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Antigen-Schnelltests zwischen Bürgertest und Luxus!

Bürgertest-Stationen boomen – und das ist auch gut so! Bei der Corona-Strategie des Bundes, der Länder und der Kommunen spielen die Bürgertests eine zentrale Rolle.


Coronatest
Frauke Riether - Pixabay.com

Wesentliche Bausteine der Strategie sind: Impfen, Testen und Kontaktnachverfolgung. Die Teststation „an der Ecke“ macht den schnellen Test zwischendurch möglich – auf dem Weg zur oder von der Arbeit, nach der Schule, beim Einkaufen, zum Friseur oder dem Besuch bei Oma und Opa. Jeder Bürger hat den Rechtsanspruch auf wöchentlich mindestens einen Test. Testungen sind aber auch häufiger möglich – auch täglich.

 

In Köln gibt es nach neuesten Angaben 646 zertifizierte Bürgertestzentren (KStA 21.04.2021, S. 4), die den kostenlosen Antigen-Schnelltest anbieten. An gleicher Stelle ist ebenfalls zu lesen, dass die Teststellen nach Angaben der Stadtverwaltung im Tagesdurchschnitt nur zu 29 Prozent ausgelastet sind. Das bedeutet, da ist noch viel Luft nach oben. Die Nachfrage und die Zahl der Teststellen dürften schon bald weiter steigen, wenn das sogenannte Freitesten quasi zur Tages-Eintrittskarte für immer mehr Nutzungsmöglichkeiten wird: Shoppen, Kino, Gastronomie, Events und Kultur-Veranstaltungen im Allgemeinen.


Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann hat auf der PK am 23. April 2021 die Zahl von rund 7.000 Bürgertestzentren in NRW genannt. Getestet wurden bereits 6,7 Millionen Menschen, davon waren 37.277 positiv (www.sueddeutsche.de, Aufruf vom 24.04.2021). Für das Testwesen ist innerhalb weniger Wochen eine wohl im Wesentlichen flächendeckende Test-Infrastruktur entstanden, die eine ganz andere Dynamik aufweist als die nur schwerfällig in Gang gekommene Nationale Impfstrategie (aus welchen Gründen auch immer es hier gestockt hat).


COVID-19-Teststationen sind eine Dienstleistung. Die muss sich für den Betreiber rechnen – sonst klappt das auf Dauer nicht. Schaut man alleine auf die Zahlen, z.B. in Köln und NRW, dann scheint dies der Fall zu sein. Da könnte ein Blick auf die Betriebszahlen hilfreich sein. In NRW wird die Einrichtung einer Teststelle pauschal mit 1.000 Euro unterstützt und der Betrieb mit einem monatlichen Betriebskostenzuschuss ebenfalls in Höhe von 1.000 Euro gefördert (siehe CoronaTeststrukturverVO vom 9. März 2021). Die Kassenärztliche Vereinigung (KV) vergütet nichtärztliche Leistungserbringer mit 12 Euro und Ärzte 15 Euro je Test, zzgl. 6 Euro Sachkostenpauschale für denPoC-Test (Merkblatt für die Corona-Abrechnung von Nicht-KV-Mitgliedern, KVNo vom 18.02.2021).


Modellrechnung für den Best Case


Masum Ali - Pixabay.com

1 Teststraße, 15 Test / Stunde, 10 Stunden Öffnungszeit / Tag, 6 Öffnungstage / Woche – dann sind rechnerisch rund 900 Testungen möglich. Legt man im Mittel 800 Testungen / Woche zugrunde, ließen sich theoretisch rund 14.000 Euro / Woche erlösen, rund 50.000 Euro im Monat (für eine eingleisige Teststelle).

Dabei ist zu bedenken: Die Auslastung beträgt in der Regel weniger als 100 Prozent und vom Erlös ist der Aufwand zum Abzug zu bringen, z.B. die Kosten für Testkits, Raummiete, Personalkosten, Unterhaltskosten, Kosten für Beratung und Werbung, sowie der Aufwand für Schulung / Unterweisung und Supervision. Und letztlich ist das Ganze auch noch zu versteuern. Da schmelzen die Erlöse wie das Eis in der Sonne.


Die Abrechnung der erbrachten Leistungen erfolgt über die jeweilige Kassenärztliche Vereinigung (KV) ebenso wie die Akkreditierung (zu den Anforderungen / Mindeststandards siehe u.a.: Coronavirus-Testverordnung NRW vom 7. März). Die Zulassung ist an bestimmte Voraussetzungen gebunden, die mit vertretbarem Aufwand zu erfüllen sind. Da kann man nur hoffen, dass die Zahlungen schneller erfolgen, als dass bei den Überbrückungshilfen der Fall war bzw. ist – bevor den ersten (Klein-) Unternehmern finanziell die Luft ausgeht. Die Konzeption und die Betriebsorganisation einer Teststelle ist eine Herausforderung, aber zugleich auch lösbare Aufgabe für erfahrene Eventmanager und speziell für zertifizierte Infektionsschutz- und Hygienemanager.


Test-Wahloptionen: 08/15 oder Luxus


Kostenfreie Testoption für die Bürger (einmal wöchentlich und mehr), kreative und breit aufgestellte Unternehmer als Betreiber (Teststelle), qualifizierte Hygienemanager als Planer und/oder Organisatoren, ein überschaubares Zulassungsverfahren, die Nutzung einer funktionierenden Infrastruktur zur Genehmigung und Abrechnung (KV) und das wohnortnahe Angebot „um die Ecke“ - dies zusammen trifft auf eine offensichtlich große Bereitschaft der Bürger, dieses Angebot auch zu nutzen – wenngleich es auch noch steigerbar ist.

„Es war schon immer etwas teurer, einen besonderen Geschmack zu haben.“

Der Testmarkt wird von vielen Kleinunternehmern bedient – aber nicht nur. Auch Großlabore, Konzerne und kapitalstarke Filialisten drängen in den offensichtlich lukrativen Markt. Da ist neben dem Bürgertest „für lau“ um die Ecke auch Platz für die, die es gerne etwas exklusiver hätten. So kann man sich z.B. in Berlin im ansprechenden Ambiente der Hotels Bristol und Adlon für 39,90 Euro privat testen lassen. Und, weil man schon mal da ist, ggf. auch den PCR-Labortest zum Preis von 99,90 – der Goldstandard (in Preis und Leistung) gleich noch miterledigen. Und wenn es etwas flotter gehen soll, gibt es für 250 Euro das Ergebnis für den PCR-Test auch am gleichen Tag. Warum nicht? Man gönnt sich ja sonst nichts! Entschließt man sich jedoch für einen kostenfreien Bürgertest, kann man sich anschließend noch locker einen Drink an der Hotelbar leisten, um das negative Test-Ergebnis gebührend zu feiern. Auch so kann man den Tag positiv abschließen.

Über den Autor:

Dr. Frank Mücke, Geschäftsführer der kodex-zertifizierten Kölner Full-Service-Agentur comed GmbH ist seit 30 Jahren in der Veranstaltungsorganisation tätig, speziell in den Bereichen Pharma, Medizintechnik, Wissenschaft und Verbände. Zum Portfolio gehören die Organisation „kleiner und feiner“ Events ebenso wie größere Kongresse mit mehreren Tausend Teilnehmern.


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